Afrika
Mit welcher inneren Haltung treten wir diesem Kontinent und den dort lebenen Völkern gegenüber: Humanismus oder Missbrauch?
– Ein Beitrag von Christine Richter –
Afrika ist mit einer der reichsten Kontinente der Welt. Dort gibt es Erdöl, Gold, Diamanten und Erze. Laut Lutz van Dijk („Afrika – Geschichte eines bunten Kontinents“) finden sich dort geschätzte 89% der weltweiten Vorkommen an mineralischen Rohstoffen wie Bauxit, Chromit, Kobalt, Diamanten, Gold, Platin und Titan. Andererseits wird Afrika auch als einer der ärmsten Kontinente angesehen, wo Menschen verhungern und durch verschmutztes Wasser wie auch teilweise an manchen Orten durch fehlende Hygiene an gefährlichen Infektions-Krankheiten sterben.
Auf dem afrikanischen Kontinent befindet sich nicht nur „Schwarzafrika“, sondern es sind dort auch die arabischen Staaten und Ägypten mit seinen Kulturschätzen aus einer vergangenen Hochkultur beheimatet.
Nun, im April 2020, droht der Coronavirus Afrika zu überrollen und ruft Hilfsorganisationen auf den Plan. Die WHO ist bereits längere Zeit, wie auch gegenwärtig, in erster Linie mit einer Polio-Impfaktion in Afrika beschäftigt um die Kinderlähmung dort ein für allemal auszurotten. (1) Für anderes bleibt hier scheinbar kaum Geld, denn die Gelder der WHO sind an die Interessen ihrer Spender gebunden, die zu knapp 80% privat sind, allen voran die Bill & Melinda Gates Foundation.
Die beiden, Bill und Melinda Gates, geben sich im Rahmen der Corona-Krise als Menschenfreunde, wenn nicht sogar Menschenretter aus. Welche Motivation haben sie wirklich? Diese Frage gebe ich an Sie weiter, liebe Leser. Machen Sie sich bitte selbst einen Eindruck.
Ein Beipiel aus Nigeria: Im Nigadelta wurde Erdöl gefunden und von der Firma Shell gefördert. Das Wasser und die Umwelt in dieser Gegend verschmutzten daraufhin derart, dass es heute, für die Menschen die dort leben, kein unbelastetes Gemüse und sauberes Trinkwasser mehr gibt. Viele Krankheiten resultieren daraus. Die gesamte Gegend ist von den Ölschlacken verseucht. Die Situation der Bewohner im Nigadelta wurde im Rahmen der Dokumentation über die WHO von ARTE (1) gefilmt. Die Menschen dort sind verzweifelt, ihnen wurde die natürliche Lebensgrundlage geraubt.
In ihrer Not hatten Einwohner die WHO um Hilfe gebeten, doch diese lehnte den Antrag auf Beistand mit der Begründung ab, dass sie keine Gelder für so etwas zur Verfügung hätten, die Gelder wären von den Spendern für Impfaktionen vorgesehen… Was helfen technische Geräte und Impfungen in Afrika, wenn Nahrungsmangel herrscht und es kein sauberes Trinkwasser gibt? Ein Wissenschaftler, der die Finanzen der Bill & Melinda Gates Stiftung untersucht hatte fand heraus, dass diese u. a. Investments von Shell besitzen.
Infektionskrankheiten wie z. B. Cholera könnten durch eine Verbesserung der grundlegenden Lebensbedingungen am besten aus der Welt geräumt werden. An solchen Projekten scheint die WHO jedoch weniger interessiert zu sein. Ist die WHO mit ihren privaten Spendern überhaupt noch an der Gesundheit der Weltbevölkerung interessiert? Diese Frage kommt bei mir unweigerlich auf.
Ein anderes Beispiel aus Afrika: Bissi-Nafou, ein Dorf in Tschad, wo der junge italienische Missionar Don Nur El Din Nassar lebt. In einem Interview mit Giorgio Paolucci beschreibt er, wie es den Menschen in seinem Dorf mit der Corona-Krise geht. Das Interview trägt den bezeichnenden Titel „I poveri dell’Africa non sono spaventati dal coronavirus“ (Die Armen aus Afrika haben keine Angst vor dem Coronavirus). (2)
Don Nur beschreibt die Situation in seinem Dorf, wo es nur Schotterwege gibt, kein Gas und keine Elektrizität, kein Fernsehen, aber Radio. Alle hören Radio und so auch die Nachrichten aus Italien, wo gerade Gesetze erlassen werden die besagen, dass alle Menschen zu Hause bleiben müssen und nicht mehr rausgehen dürfen. Die Menschen aus Bissi – Nafou reagieren entsetzt. Für sie ist es unvorstellbar nicht aus dem Haus gehen zu dürfen – wie käme man dann zum Brunnen um Wasser zu holen und auch Holz für das Feuer zum Kochen? Auch wäre es unmöglich sich im Haus zu verschanzen, so der Missionar, da die Häuser weder Mauern noch Türen besitzen. Versammlungen zu vermeiden ginge ebenfalls nicht so gut, weil die Familien im Dorf bis zu 50 Mitglieder zählen würden.
Des Weiteren sei für die Dorfbewohner „leben“ gleichbedeutend mit „gemeinsam leben“. Die größte Beleidigung hier sei es, wenn jemand zu einem sagt: „Du bist ein Einzelgänger!“ („Tu sei uno che camina da solo!“). „Vielleicht können wir Europäer“, so der Missionar zum Schluss des Interviews, „aus der Art und Weise, wie diese Menschen der Gegenwart begegnen, etwas lernen, wenn wir von Angst ergriffen auf sichere und schnelle Antworten von Seiten der Wissenschaft hoffen.“
Materielle Armut muss nicht unbedingt bedeuten dass die Menschen seelisch arm sind. Ebenso wie reiche Menschen nicht immer seelisch erfüllt und glücklich mit sich und dem Leben sind. Glück und seelische Erfüllung sind zum Glück nicht käuflich, sie scheinen in erster Linie mit der inneren Haltung, wie beispielsweise Aufrichtigkeit und einer auf konstruktive Ziele ausgerichteter Motivation zusammenzuhängen. So gesehen könnte man sagen, dass in Afrika eine Vielzahl seelisch reicher Menschen leben, deren auch materiell vorhandener Reichtum, die Bodenschaätze, von höchstwahrscheinlich innerlich unerfüllten Menschen an allen Ecken gestohlen wird.
© Christine Richter
(1) Die in diesem Artikel verwendeten Informationen über die WHO stammen aus der Sendung „Die WHO – Im Griff der Lobbyisten – Doku HD“ vom Sender Arte, veröffentlicht auf YouTube am 14. März 2018 (1:31:27).
(2) Quelle: Cusio24 . Artikel zum Interview mit Don Nur El Din Nassar