Freiheit in der Ernährung durch ganzheitliche Sicht
Vermutlich ist es so, dass wir uns auf kaum einem Gebiet so unfrei fühlen wie im Bereich der Ernährung. Natürlich – wir sind frei zu essen und zu trinken was wir wollen – doch tun wir dies, scheint es der Gesundheit abträglich zu sein. Es kursieren Vorstellungen wie „Alles was gesund ist schmeckt nicht und was schmeckt ist ungesund!“. Dass dies so nicht stimmt, wissen wir im Grunde alle, nur fühlt es sich so an. Hinter der Fassade unserer mehr oberflächlichen Gefühlswelt wissen wir jedoch alle, wie wichtig die Ernährung für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden ist und dass viele unserer Ess-Gewohnheiten nicht der Gesundheit dienen und höchst verbesserungswürdig sind.
Die hier gemeinte „Freiheit in der Ernährung“ bezieht sich auf die vielen Diäten mit widersprüchlichen Aussagen, wie auch all die fragmentarischen Einzel-Informationen aus der Wissenschaft, die vom normalen Bürger nicht logisch nachvollzoggen und in einen Zusammenhang gebracht werden können. Eine sogenannte „ganzheitliche Sicht“ macht es möglich jede der vielen Diäten in ihrem Sinn zu verstehen und sie an die richtige Stelle zu setzen. Die Freiheit liegt in der eigenen Entscheidung, die niemand einem abnehmen kann.
Nehmen wir zum Beispiel die „Rohkostdiät“ im Vergleich zur „Makrobiotik“, einer Ernährungslehre bei der fast ausschließlich gekochte Nahrung zu sich genommen wird. Beiden gemeinsam ist die Tatsache, dass sie bei bestimmten Krankheiten heilsam wirken können. Wie ist das möglich? Wie können zwei Ernährungslehren von so unterschiedlicher Art beide richtig sein? Es ist möglich. Um dies zu verstehen müssen wir die jeweiligen Aussagen in den Zusammenhang stellen. Dann wird deutlich worauf die jeweilige Wirkung beruht, da es immer verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen können, gibt. Wenn zum Beispiel das Essen von roh belassener Nahrung einen Heilaspekt mit sich bringt, bedeutet dies nicht automatisch dass gekochte Nahrung nicht auch heilsam sein kann. Es wäre eine Unlogik so zu denken und man würde damit einen weiten Bereich der Ernährung ausklammern.
Die aus der Erfahrung bekannte tiefe Heilwirkung in der Makrobiotik basiert auf anderen Faktoren als jene ebenso erwiesenen bei der Rohkostdiät. Bei der Letzteren beruft man sich u.a. auf die beim Kochen zerstörten Vitamine, von denen bekannt ist, dass sie die Gesungheit fördern und in rohen Lebensmitteln vermehrt vorhanden sind. Obwohl diese Teillogik sicher nicht verkehrt ist, fehlt ihr noch ein wichtiges Stück. Die Vorstellung einzig mit den „richtigen Stoffen“ wie Vitaminen und Ergänzungspräparaten Gesundheit erlangen zu können, basiert auf einer rein materiellen Sicht, welche die vielfältigen Möglichkeiten der nicht-materiellen Dimensionen außer Acht lässt.
Bei der „Makrobiotik“ handelt es sich um eine Ernährungskultur, bei der natürlich auch die Beschaffenheit und Qualität der Lebensmittel eine Rolle spielt, nur dass hier hinzukommend der Mensch selbst einen entscheidenden Einfluss auszuüben scheint in seiner gesamten inneren Haltung, wie er der Welt gegenübersteht. Das was der Koch tut wird als wichtig erachtet, wie er das Gemüse schneidet und gestaltet, seine Aufmerksamkeit und respektvolle Haltung beim Zubereiten der Nahrung, bis hin zum Tischdecken und Auswählen der Kochtöpfe.
Die heilsame Wirkung in der Makrobiotik gründet sich also hinzukommend auch auf nichtmateriellen, seelischen Faktoren. Wir können diese beiden Diäten nur auf ihren Platz setzen, wenn wir zu der materiellen Ebene auch die Seelische mit hinzunehmen. Hierdurch wird die Sicht umfassender und nähert sich einer „Ganzheitlichkeit“ (1) an. Das Schöne an dieser Erkenntnis ist, dass sie uns eine gewisse Freiheit auf dem Gebiet der Ernährung gewährt und jene häufig postulierten Ansprüche wie „Dies ist die einzig richtige Diät!“ zum Verstummen bringt.
Das absolute und viel zu regide Urteil von „Richtig & Falsch“ kann nun durch Hinschauen, Nachdenken, Vergleichen, Ausprobieren, Kennenlernen und in den Zusammenhang stellen ersetzt werden. Alles hat seinen Platz in dieser Welt, sogar die Schokolade! Laut Aljoscha Schwarz und Ronald Schweppe in ihrem Buch „Heilen mit Gewürzen“ (2) kann diese ein Heilmittel sein. Sie beschreiben die Wirkung der reinen Schokolade, Theobroma cacao, als sowohl beruhigend, als auch anregend: „Probleme, bei denen Energiemangel im Vordergrund steht und bei denen auch eine leichte Beruhigung angezeigt ist, können in ihrer Anfangsphase sehr gut von Schokolade harmonisiert werden.“ Am Ende des Buches befindet sich eine Liste auf der Schokolade nach Auffassung der beiden Autoren bei folgenden Beschwerden eingesetzt werden kann: Durchfall, Schmerzen, Wasserverlust, Bluthochdruck auf der körperlichen Ebene, wie auch: depressive Verstimmungen infolge Einsamkeit, Liebesentzug und Verlust auf der geistig-seelischen Ebene…
Der Weg zu einem selbstverantwortlichen und gesunden Leben ist ein Weg des Lernens, der jetzt sofort beginnt und nie endet. Ein absolutes „Richtig“ oder „Falsch“ ist auf diesem Weg nicht vorgesehen, sondern ein wachsendes Verständis, welches stets bemüht ist die Dinge in den Zusammenhang zu bringen und auf den richtigen Platz zu stellen. Der Mensch selbst wächst dabei und endeckt viele Möglichkeiten die aus ihm selbst kommen, wie zum Beispiel die Rolle der Aufmerksamkeit, des respektvollen Umganges und der unzähligen Möglichkeiten bei der Gestaltung einer Mahlzeit, welche dadurch signifikant an Qualität und Wert für die Gesundheit gewinnt.
Erika Stolze, Diplombiologin
(1) Ganzheitlichkeit bedarf immer der Berücksichtigung einer seelisch-geistigen Realität hinzukommend zur stofflichen Ebene.
(2) Aljoscha Schwarz und Ronald Schweppe „Heilen mit Gewürzen“ – Die Heilkraft heimischer und orientaler Gewürze geziehlt einsetzen, Knauer, 1996.
One Comment
christiane Hoyer
Die Texte gefallen mir , sie sind freilassend genug für den Leser , sich eine eigene Meinung zu bilden und doch sehr informativ – werde mich zukünftig beteidigen – Grüsse von Christiane